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maria spiluttini

Freitag, 19. Oktober 2007

ich weine nie, am allerwenigsten im bus.

gut, ich reagiere allergisch auf wind – also rinnen schon die tränen beim leisesten hauch.
sehe ich mir dabei in einem schaufenster oder spiegel zu, denke ich: wer ist die, die da so weint, kenne ich sie überhaupt?

so etwa müssen sie sich mein gefühl vorstellen, wenn ich in der strassenbahn (d-wagen, 71er usw.) oder mit der u1 oder u3 oder auch s-bahn fahre, wenn ich gelegentlich in wien bin.
aber in linz, münchen oder berlin ist das auch nicht anders.

unlängst hat es mich plötzlich geschüttelt, als ich beim prinzregentenplatz in die u4 eingestiegen bin.
aber in der nähe waren keine leute.
plötzlich haben wirkliche tränen zu laufen begonnen.
was peinlich war, weil sie ja in der schminke spuren hinterlassen haben.
fahre ich zur arbeit, bin ich immer geschminkt, egal wo ich bin.
ich habe vorsichtig getupft und geschnupft.
aber so schnell hat der nachschub nicht aufgehört.
ich fürchtete, ich würde mich völlig verkrampfen und haltlos zu schluchzen beginnen.
aber so weit ist es dann doch nich gekommen.

schliesslich – dort in der hinteren wagggonecke, zum fenster gebeugt, also zu meinem verschwommenen spiegelbild – überfielen mich zorn und ekel (zorn auf meine unbeherrschtheit, ekel über meinen anblick).
und ich riss sofort meine packung taschentücher aus dem rucksack und begann alles aus meinem gesicht wegzuwischen, das puder und den lippenstift.
daran hatte ich zuhause eine dreiviertelstunde gearbeitet.
aber es hätte sowieso bald wegkommen müssen, denn ich hatte seit 9 uhr nichts im magen und mit lippenstift hätte ich ja nur aus dem röhrchen saugend essen können.

so – das bleiche maskengesicht verschwand jetzt nach diesem herzhaften wischer.
noch ein wischer und noch einer.
ich wische, und natürlich wische ich mir auch gleich alle tränen weg.
stellen sie sich mein gerötetes gesicht vor!
und dazu meine rote nase, die sowieso von jedem luftzug rot wird.

jetzt fällt mir ein, dass es so etwas wie ein sonntagsweinen gibt.
bei mir jedenfalls, bei ihnen nicht?
am samstag bin ich gut aufgelegt, aber an sonntagen überfällts mich.
was denn?
ja, eben der sonntagsschmerz, der schmerz, dass die vergangene woche mir nur meine nerven gekostet hat.
darüber, dass ich nur im stress war, weil mir nichts eingefallen ist.
da sitze ich jedesmal und hoffe auf gute ideen.
zur ablenkung (oder auch aufmunterung) steck ich dann irgendeine dvd in den notebook,
aber ich weiss, dass danach dieser stress nicht aufgehört haben wird, und dass er am monag weitergeht, auch am dienstag usw.

natürlich gibt es auch ein nachfolgeweinen.
bei mir: eine nachfolgerührung, die mir beweist, dass ich in gewissen situationen doch empathiefähig bin.
das nachfolgeweinen würde ich aber nur zuhause im bett praktizieren, kopf in den polster und abgelenkt davon, dass ich ja einmal zum atmen kommen muss.
tun sie das auch?

ich habe ja immer genug taschentücher bei mir.
aber auch die bereitschaft zu spontanem trost oder zuspruch?
keineswegs, ich seh mich da gleich erstarren, da wären mir die hände wie gebunden.
ich würde zuwarten und wäre mir des urteils nicht sicher.
nicht sicher, ob ich nicht etwas übersehen habe, was mir die beurteilung dieser situation erleichtert.
es würde mich erschrecken, mich gezwungenermassen so schnell auf diese fremde person einstellen zu müssen, auch wenn ich mir nachher vorwürfe machen müsste.

aber sie haben das ja versucht, hilfe bei einem blutenden jungen mann.
mutig, denn ich habe solche männer nur in unvorhergesehenen situationen erlebt.
in diesem sinn sind sie studienobjekte, die ich aus einer gewissen entfernung mit einer mischung aus neugier, abwehr, vielleicht auch verachtung beobachte.
es ist ja ihr problem, mit ihrem aggressionsdruck umzugehen.
da will ich nicht anstreifen.
da seh ich mich nur noch als potentielles opfer.

insofern also war es mutig von ihnen aus meiner sicht.
wobei es ja nicht so ist, dass ich nicht gern hinter die kulissen schauen würde.
also was fühlt und denkt einer, ein männliches wesen, wenn ihm das blut aus der nase rinnt und die leute ihn entweder anstarren oder peinlich berührt wegschauen?
bomberjacke hin oder her – er kann ja das blut nicht wegzaubern, auch nicht den schmerz.
normal wäre in einem solchen moment doch die spontane hilfe.
die sie ja nach kurzer überlegung geschafft haben.
sie haben ihr misstrauen überwunden und mitleid zugelassen.

ein nebensächliches, zugleich märchenhaftes ereignis.
jemand ist anders, als er erscheint.
sie wurden in ihrem gefühlsurteil bestärkt.
man muss zwar immer auf der hut sein, sich aber trotzdem dort stark zeigen, wo es gefordert ist.
insofern achte ich immer auf haltung, gang und schrittlänge.
ich schleppe mich niemals nur so dahin, auch wenn ich müde bin.
ich trainiere ja auch meine muskeln, damit diese wehleidige weibliche schwäche verschwindet.
wenn ich meine hände balle und meine muskeln anspanne, soll mich ein warmes gefühl der stärke durchfliessen.
es soll sich eine alternative zum feigen tunnelblick auftun.

sie haben mir auch mut gemacht, was den alkohol betrifft.
ich sollte mir endlich wieder eine flasche samos kaufen und mich damit beglücken.
singen würde ich jedoch auch unter diesen vielleicht deutlich veränderten selbsteinschätzungsumständen nicht.
aber summen, ja laut summen!

liebe grüsse

MARIASPILUTTINI

inspiriert von frau nahlinses beitrag dachte ich wieder einmal darüber nach, wie es ist wenn man jemanden den man nicht kennt in einem öffentlichen verkehrsmittel weinen sieht...

http://idoru.twoday.net/stories/4352225/

Sonntag, 14. Oktober 2007

glaubt man gigerenzer, trügen bauchgefühle nicht.

„Wir entscheiden dann besonders gut, wenn wir nicht darüber nachdenken.“
insofern hatten sie recht, den eintrag offline zu setzen.

mich hat aber genau der zweifel, der sie vielleicht erfasst, auch angespornt, etwas zu schreiben.
der spornt mich auch jetzt an.
mein zweifel daran, ob ich das richtige tue.
denn gewöhnlich versuche ich ja auch wie sie, einen gewissen abstand einzuhalten bei allem, was ich schreibe.

derzeit ist es allerdings so, dass sich schon wieder unvorhergesehen "aufträge" angestellt haben.
texte, die eigentlich andere schreiben sollten.
und solche, die ich lang vor mir hergeschoben habe.

bei mir gibt auch eigentlich KEIN privatleben, obwohl ich meistens zuhause arbeite.
aus diesem grund gelten keine überstunden.
ich bekomme nur ein fixum.
zusätzliches wird „pro stück“ abgerechnet.

gestern abend zum beispiel war ich völlig übermüdet, ich konnte kaum beim telefon stehen.
ich konnte daher auch ihrem rat nicht folgen, mir was gutes zu tun.

das einzig gute in einer solche situation ist dann das fernsehen.
ich hoffe da auf etwas anregung, eher skurriles als tragödisches, das mich jedoch oft abstösst (wenn es von allen medien aufgegriffen und ständig wiederholt wird).

ich war voller unruhe, weil ich wusste, wenn mir jetzt nichts einfällt, muss ich ein weiteres mal vor die tür.
das bedeutet mindestens eine stunde vorbereitung und strassenbahnfahrten im morgendlichen halbschlaf unter ständiger geruchsaggression.
ich nehme an, sie fahren mit dem auto, sind dem also nicht so ausgesetzt.

mir hat das „ding“ mein freund vor 3 jahren geschenkt.
er wollte damit wohl sich und auch mich entlasten.
er war immer erstaunlich ausdauernd, selbstlos sozusagen, aber nur in seinen zwei lieblingspositionen, die nicht meiner hauptphantasie entsprachen.

bei mir überwog eindeutig die zickigkeit, d.h. der drang zur (wie er sagte) ewigen ausdehnung des genusses.
so kam es (wie er sagte) zu einer gewissen abflachung, ja distanzierung.

ich kann nur ermüdung, druck, stress, überanstrengung, überforderung usw. an mir beobachten.
ihnen spreche ich da viel mehr freiheiten und menschenfreudigkeit zu.
liege ich falsch?

„handarbeit“ – das wäre ja ein schöner impuls von ihnen.
„handarbeit“ glückt aber in den wenigsten fällen.
ich falle relativ schnell – was bei mir heisst: nach 20, 30 minuten – heraus.
wenn ich wieder beginne, werfe ich mir bald vor: ich brauche und brauche!
während andere kommen, indem sie ihre beine im café oder in der pizzeria einfach fest zusammenzwicken!

meine „beinahevergewaltigung“ fand im anschluss an eine germanistenveranstaltung statt.
eigentlich ein konzert ausserhalb der stadt, das ein professor organisiert hatte.
seine frau trat als sängerin auf.
ich nahm den auf der einladung angegebenen bus und hatte dann keine ahnung, wo ich war.

danach stand ich irgendwo herum, und jemand sprach mich an.
er lud mich zum heurigen ein, angeblich am weg nachhause, ich sagte nicht nein.
danach blieb er in irgendeiner mir völlig unbekannten gegend bei völliger dunkelheit stehen und fiel über mich her.
ich wehrte mich wortlos und verbissen.

dieser kampf dauerte mehr als eine halbe stunde.
irgendwann gab er auf, nachdem er meine hose beschmutzt hatte.
er brachte mich dann sogar zu meiner unterkunft.
als er mich später einmal zufällig in der unibibliothek traf, ging er lächelnd auf mich zu und fragte mich, ob ich ihn nicht wieder einmal treffen wolle.

aus der flut der erinnerungen steigt jetzt eine daran auf, dass ich sehr lange zeit unschuldig war, in dem sinn, dass ich nichts genaueres von männern wusste und wollte.
der erste war ein fotograf, der meine hand immer dorthin führte, wo ich sie nicht haben haben wollte.
trotzdem wartete ich stundenlang auf seine anrufe und sass ihm dann auch modell.
er kaufte mir die verschiedensten kleidungsstücke, die mir nicht leisten konnte.
zuerst kam ich mir komisch vor.
dann fand ich es aufregend, mich so verwandelt im spiegel zu erblicken.
so bekam ich ein ganz anderes aussehen durch einen mann, der mich „verführte“, mir aber letzten endes gleichgültig war.

sie sehen, die vergangenheit ist voller verletzungen oder auch eigentümlich zweideutiger ereignisse.
ich kann sie aber auch so betrachten, als wären sie einer romanfigur passiert, die nichts mit mir zu tun hat.

liebe grüsse

MARIASPILUTTINI

http://changes.twoday.net/stories/4317002/#comments/

Mittwoch, 10. Oktober 2007

"Tunnelblick" – dies wird auch mir immer gesagt.

Tunnelblick – dies wird auch mir immer gesagt.
du hast einen Tunnelblick!
dabei habe ich nichts gegen die einschränkung des blickfelds.
ich weiss: ich sehe nur das, was in meiner blickrichtung liegt.
das umso schärfer, aber auch intensiver.
die restliche welt erscheint wie ein unscharfer rahmen.
so stehe ich immer beim eingang des Tunnels, mit Blick auf dessen ende.

da kreuzen, wie auch bei ihnen, menschen die Wege.
die ich jedoch schnell aus meiner welt wegschaffen kann, indem ich die augen schliesse.
allerdings bin ich realistisch genug, sie wieder zu öffnen.
damit wäre der augentest beendet: sind sie noch da, sind es keine erscheinungen.
natürlich weiss ich, dass es sich um denkende und fühlende wesen handelt.
und dass ich nur aufgrund ihrer handlungen, ihrer äusserungen auf das schliessen kann, was in ihnen vorgeht.

ich bin für ver-äusserungen, die denen, die meine Wege kreuzen, ein zeichen zu geben.
mein blick ist auf sie – in form ihres gaga-weblogs – gefallen, weil sie sich auf eine so insistente und eindringliche weise ver-äussern – in form ihrer fotografischen selbstdarstellungen.
daran kam ich nicht vorbei.
dabei ist es ja gerade das fragmentarische dieser ver-äusserungen, das ihren reiz, auch ihre verführung aus macht.

ja, sie führen – so weit ich das sehen konnte – niemanden vor.
sie sind zugleich diskret und exhibitionistisch.
diskret den kreuzenden menschen gegenüber; exhibitionistisch sich selbst gegenüber.
mit einer gewissen scheu, deren kehrseite eben dieses eindringlichkeit ist.
man kann sich ihrem Blick, ihren augen nicht so einfach entziehen.
es ist ja nicht so, dass sie das nicht wüssten.
es ist auch nicht so, dass sie damit nicht spielten.
dieses spiel, auch die verführung, es ihnen gleichzutun, gehört zu ihren Abgründen.

für mich ist es kein widerspruch, heftige gefühle zu äussern und doch den respekt vor denen. die sie hervorrufen, zu bewahren.
sicher auch dankbarkeit dafür, dass es diese überhaupt gibt.
andererseits treibt mich manchmal der über-mut zu einer gewissen überspitzung, die ich jedoch für klärend halte.

ich wundere mich oft über meine coolness, meine gleichmässige art, mit meinen gefühlen umzugehen.
aufblühen, zugreifen, rückzug – diese handlungsfolge wiederholt sich.
dazwischen bleibt aber genug zeit, über die komplexität des lebens nachzudenken, ohne sich zurückzunehmen.

Überdimensional – also der dimensionen entbunden (damit der verantwortung für die minuten und stunden, in denen wahrscheinlich heiterkeit auf tragödisches folgt – und umgekehrt) – wäre für mich zu hoch gegriffen.
ich möchte doch sehr auf dem boden bleiben.
mir machen schon 3 dimensionen genug zu schaffen.
ich möchte den alltäglichen schmerz nicht ausblenden, ihn auch zu vermindern.
sie nicht auch?

im übrigen sind mir die nachteile des Tunnelblicks nicht entgangen.
wenn sie mit schauen wahrnehmen oder erkennen meinen, bezeichnet er die unfähigkeit, dinge wahrzunehmen, die ausserhalb des interessensradius liegen.
ich kenne meine scheuklappen.
ich mag sie nicht.

eine steigerung von scheuklappen wäre Augenprothesen, damit der verlust des gesichtsinns.
für mich würde das – wahrscheinlich auch für sie – das ende eines glücklichen, aktiven und autonomen lebens bedeuten.
augenlos, ohne augensinn – das wäre ein verlust von 90% der welt.
ein völlig unerträglicher gedanke!

liebe grüsse

MARIASPILUTTINI

Montag, 8. Oktober 2007

wie denn da "ausgefuchst"?

warum denn keine halben sätze?
warum denn kein intimeres Tagebuch?
warum denn ein fragezeichen nach irgendwas gegen halbsechs?
halbsieben wär besser?
oder halbacht?

Dem Verstorbenen werden Glasprothesen eingesetzt.
mit so etwas kann ich heut nicht aufwarten.
keine einzige traumerinnerung, nicht ein fitzelchen.
nichts in den tag gerettet.

allerdings: Glasprothesen?
dachte, die seien immer aus titan!
weil titan keine immunologischen abstossungsreaktionen bewirkt.
Glas hingegen...

ggf. ein Glas Milch mit Honig – damit treffen sie mich.
ggf. auch ein Glas Milch mit banane.
oder diese in ein müsli hineingeschnitten.
ggf. das müsli aus flocken usw. selbst zu bereitet.
ggf. schokoladeplättchen hineingemischt.
ggf. dazu noch vanillejoghurt draufrinnen lassen.

Sie unterscheiden?
natürlich, jedenfalls zwischen den lebenden und den Verstorbenen.
diese sitzen sowieso überall, wenn man sie wahrnehmen will.
die welt ist so vollerVerstorbener, dass man sich abschotten muss vor dem gedanken, dass sie überall anwesend sind.

keine antwort bekommen auf die frage: wie viele tote seit dem ersten menschen?
schon besser: wie viele menschen haben jemals gelebt?
ich schätze: 20 milliarden.
und sie?

dabei geht es um ein logistisches wachstum.
daraus ergibt sich ein nichtlineares gleichungssystem.
das wiederum ist mit dem newton-verfahren zu lösen.

die frage, die sich anschliesst: wo fängt man an?
ggf. beim beginn unserer zeitrechnung, dem sog. jahr 0?
ok, das ergebnis wäre dann 57 milliarden.
da ist schon die rasant abnehmende lebenserwartung in den vergangenen jahrhunderten eingerechnet.
lagen sie auch so daneben wie ich?

das kann auffüllen, für die vergangenen 10.000 jahre.
je nach rechenmodell kommt man auf 70 bis 80 milliarden.

sie sehen, was das wort Verstorbenen in mir ausgelöst hat.
allerdings kommen die nicht wirklich wieder.
so lese ich es jedenfalls in einem buch, das ich gerade in arbeit habe.
darin geht es um hamlet und einen westafrikanischen stamm.
die autorin glaubt daran, shakespeares stück sei universell verständlich.
doch dass der geist des vaters von hamlet erscheint, wird heftig in frage gestellt.
jemand, der gestorben ist, kann nicht herumgehen.
man kann ihn weder sehen noch hören.
man kann ihn nicht berühren.
sie akzeptieren auch nicht den "ghost" als schatten.
tote werfen keine schatten.

ich wollte noch auf ihren hinweis auf dieses neue Spielzeug eingehen.
tatsächlich: man will immer wieder neue ergebnisse sehen.
bei mir kamen sie immer auf deutsch.
der allererste Text, ein kleiner:

„so ein zufall. Liebe Leserinnen und Leser!
dann folgen weitere zitate.
und am schluss mein traum, der ihnen die Heiligsprechung nach ihrem Opfertod sichert.
„Opfer hält sich bereit“: dahinter steckt einerseits ein Kommando.
Oder jemand sieht überall Opfer, er könnte also überall seinen Mantel mit anderen Interessentinnen, gar Assistentinnen ausprobiert haben, zum Beispiel das Legen eines Bypasses geübt.
Andererseits ist das Animistische im Sinne.“

liebe grüsse

MARIASPILUTTINI

Eigentlich hätte hier jetzt ein kleiner Text mit angehender Ernsthaftigkeit geschrieben werden müssen...

http://gaga.twoday.net/stories/4306500/#comments

Freitag, 5. Oktober 2007

ich sage nur „schmerzpunkt“!

diesmal nicht verlesen, sondern verschrieben: „schmelzpunkt“ – melting point!
der hängt bekanntlich von schmelztemperatur und druck ab, allerdings gering.
während änderungen des atmosphärendrucks merkliche änderungen des siedepunkts bewirken.

erotisierend ist beides: schmerz- und schmelzpunkt!
wenn zum beispiel eis schmilzt, das ich auf meine rechte brust oder zwischen meine beine gelegt habe – da werden gleichzeitig viele schmerzpunkte aktiviert.
unabhängig davon, dass ich kälte scheue, dass ich mich im winter gern verkrieche, mich bis zur unkenntlichkeit vermummen muss, wenn ich vor die tür gehe – erfreue ich mich auch an dieser Substanz, die mit scharfen Ecken und Kanten ins Fleisch schneidet!

der schmelzpunkt wird bald durch meine körpertemperatur – derzeit 37,1 – erreicht.
aber um meine momentane hitzigkeit zu testen, mache ich lieber etwas anderes – ich setze mich der sonne aus.
allerdings wäre mir längere direkte sonnenbestrahlung bei – sagen wir – 32 grad auch bald unangenehm.
schweiss will ich nämlich nicht dadurch erreichen, sondern durch eine innere erhitzung.
das wäre zugleich eine ganz einfache innere erregung, die jedoch auch durch stimulierung von schmerzpunkten erreicht werden kann.

wenn also schweiss auf mir entsteht, nachdem sich die poren geöffnet haben, muss in meinem inneren etwas geschmolzen sein.
die innere hitze, verursacht durch ein begehren, bahnt sich den weg nach außen, erzeugt einen schweissfilm.
der zeigt mir, dass ich in bewegung geraten bin, dass mich etwas oder jemand so erregt, dass ich die kontrolle verloren habe.
schmelzen heisst dann dahingeschmolzen sein aufgrund einer physischen annäherung an ein noch heisseres objekt, einen körper, der sich bewegt und meine bewegungen auf die spitze treibt.

gern sehe ich dieses rinnen von schweiss, von der stirn aus über die augen, übers kinn hinunter auf die brüste, in den bauchnabel hinein usw.
gern vermische ich meinen schweiss mit dem eines anderen.
so ergibt sich dieses gemeinsame strömen, das jedoch schnell mit abkühlung, auch frösteln endet.

haben sie es schon jemals mit nadelstichen oder kleinen schnitten versucht?
mit sich selbst kontrolliert zu experimentieren, um diese grenzen zu erkunden, wo nämlich ein zusätzlicher schmerz die grenzen zur lust hin schmelzen lässt?
ist das nicht auch ein schmelzpunkt, der sogar nach einer sanften draufgabe verlangen kann?
nach einer steigerung von hitze, druck, bewegungseinwirkung, schweissausstoss, puls und schweissförmiger entwässerung?
würden sie in diesem zusammenhang von gefühlsverdampfung sprechen?

winterkälte empfinde ich, wenngleich ich ihr auch einige erhellende momente verdanke, als angriff auf meine gesamte existenz.
die winterzeit ist eine bewährungsprobe, die mich immer auf deren ende sehnen lässt.

für mich ist der winter sehr anstrengend und mühsam.
denn ich muss mir da ja ständig einheizen, mich anheizen – mit meinen phantasien, mit realen winterentlastungsaktionen.
vereinfacht ausgedrückt: der männerverbrauch erhöht sich.
das problem dabei: die hitze, vergleichbar der in mutters küche, schreckt solche ab, die es gern kalt haben wie sie, die sie der kälte gegenüber abgehärtet sind.
meinen besuchern erscheint dann meine wohnung, mein schlafzimmer wie eine sauna!

ja, gewöhnlich neige ich – im gegensatz zu ihnen – ab november zur depression.
was aber mit dem nicht vorhandenen licht zusammenhängen mag.
denn ich bin lichtsüchtig.
wenn das licht schwindet, empfinde ich mich energielos und neige zur trauer.
mein appetit nimmt zu, ich esse noch mehr süsses, ja ich stopfe und übertrete alle verbote.
dann auch diese bleierne müdigkeit – kennen sie die?
der arbeitsdruck bleibt jedoch gleich.

ich habe gelesen, dass frauen viermal so häufig wie männer betroffen sind.
aber vielleicht ist das, was heuer im anmarsch ist, nur die schwächere variante – der winter blues.
da sind sie nur antriebslos und missgelaunt – als wäre das nicht auch schon kraftraubend genug.
sie schleppen sich durch die dunklen tage.
sie quälen sich ins bett und wieder aus dem bett hinaus.
sie quälen sich damit, die gasförmigen Teilchen im Brustkorb zu beherrschen.
sie weinen sich in alle vorhandenen taschentücher aus, vergraben sich weinend im bettzeug.

übrigens – rotglühend im winter, eine tröstliche vorstellung!
und dass sich auch das Hasenherz wieder erholt und ich wieder mich an einen ganz normalen sinusrhythmus gewöhnen kann!

liebe grüsse

MARIASPILUTTINI

...Ich wollte damit Relationen und subjektive Bewertung beschreiben...

http://fragmente.twoday.net/stories/4306950/

Mittwoch, 3. Oktober 2007

zuerst las ich "Handtasche" statt "Handschuhe"!

bin ich deshalb gleich eine meisterin im verlesen?
geht es ihnen manchmal auch so: sie lesen, müssen lachen und bemerken, dass sie sich verlesen habe.
bei mir tritt dann ernst ein.

dabei trage ich gar keine handtasche, nie!
es ist immer ein rucksack, diesmal einer von IKEA, schwarz, mit vier großen noppen in rautenform auf der aussentasche.
eigentlich besteht er aus zwei rucksäcken, die durch einen orangen zipp zusammengehalten, daher auch bequem zu trennen sind.
normalerweise benütze ich nur den vorderen.
der ist kleiner, hat aber zwei fächer und ich bringe alles geordnet unter, was ich unterwegs brauche.

hab ich je meinen Körper als Land betrachtet?
sofort wehrt sich da einiges in mir dagegen.
ich betrete land, ja, trete gern auf erde, betrete auch gern fremdes areal usw.
doch will ich mich betreten oder gar treten lassen?
nein, das wäre nicht ich, sondern eine ganz andere.

und meine Emotionen als Fauna?
sollte ich da meinem innenleben einen solch großen artenreichtum zusprechen, wie es ihn auf der erde seit jahrmillionen gibt?
keineswegs, denn ich erlebe mich doch häufig emotional beschränkt.
oft vermisse ich geradezu einen emotionalen reichtum und beklage mich über meine emotionale beschränktheit.
geht es ihnen denn nicht auch manchmal so?

Permafrostboden, gefrorene Zeit, ein langer Schlaf, Langsamkeit – das alles wär nicht meines.
mit Permafrostboden verbindet mich keinerlei erfahrung, auch keine metaphorische.
und die Zeit erlebe ich viel eher hitzig, fließend und schmiegsam als gefroren, glatt und abweisend.

natürlich würde ich mir manchmal gern einen langen Schlaf gönnen.
wie aber – unter meinen umständen – diesen erreichen?
denken sie nur an störfaktoren wie: nachbarn mit kleinen kindern, fremde waschmaschinen unmittelbar an der wand zum arbeitszimmer, strassenbahnbefahrene hauptstrasse mit kurven, hotelbetrieb direkt gegenüber!

Langsamkeit würd ich mir nicht als natürlichen trieb zusprechen.
sie müssen wissen: wenn ich gehe, schreite ich mit langen schritten und ausholenden armen.
ich kann nichts dafür, es sind meine schuhe, die mich so antreiben.
ich demonstriere vielleicht so auch eine gewisse scheu vor dem stehenbleiben, vor dem angestarrtwerden, auch davor, dass ich mich in spiegelnden schaufenstern erblicke?
wie geht es ihnen davor?
ich werde magisch angezogen von jeder spiegelfläche.
also schreite ich mit schwung und bewusster blindheit in der schneise, die ich mir selbst erobere, vor mich hin.

jetzt ist der sommer vorbei.
heute vielleicht eine art abschied – durchgehend sonnenschein, blauer himmel, nachmittags 20 grad.
milder frühherbst, der noch andauern soll, sogar mit noch höheren temperaturen.
das könnte so bleiben.

die erklärung ist einfach: mein Körper reagiert auf die kleinste temperaturveränderung mit einer empfindungsübertreibung.
es geht dabei nicht um die temperatur, sondern um die differenz.
zwei grad gefallen und ich brauche einen pullover.
weitere zwei grad und ich zieh mir die jacke über.

so viel auf anhieb zum thema Aggregatzustände.
selbst wenn ich nur an bestimmte wörter denke – Permafrostboden! -, fröstelt mich.

willkommen ist da das wort Aggregat.
vielleicht haben sie dafür verständnis.
denn es lenkt mich etwas ab und tröstet mich auch.
ich denke da an reale objekte, die sich zu einheiten zusammenfügen.
wobei für bloße häufungen, äussere verbindungen von elementen noch am ehesten das wort Aggregat zutrifft – bei aristoteles "pantes".

interessanter wird es jedoch, wenn sie einheiten denken, die gegenüber der summe ihrer teile neue gesetzmässigkeiten erzeugen.
denken sie an solche, die sich aus den teilen allein nicht erklären lassen.
wo etwas qualitativ neues entsteht.
es geht dabei um den inneren zusammenhang miteinander.
das nennt aristoteles "holon", ganzes seiendes, das ganze.

wissen sie, welche begriffe ich da spontan mitdenke?
substanz, beziehung, kompositum, mechanismus – aber darauf will ich nicht eingehen.
vielleicht nur der hinweis, dass hegel das volk als „Aggregat der Privaten“ bezeichnet hat und den staat als „Aggregat der vielen einzelnen“.

ich hab ihren eintrag bewusst nur schrittweise gelesen.
langsam, sehr langsam!
erst jetzt bin ich bei ihrer selbstinterpretation angelangt.
dazu will ich aber erst später etwas anmerken, wenn sie das gestatten.

liebe grüsse

MARIASPILUTTINI

Wenn mein Körper ein Land wäre,
und meine Emotionen die Fauna...


http://fragmente.twoday.net/stories/4306950/

Sonntag, 30. September 2007

exkurs nr. 3: eine sehr kleine frau (2)

yvonne ging darauf ein und las mir zwei abschnitte vor :

Irgendwann muß ich über dem Laptop eingeschlafen sein.
Das erste, was ich beim Erwachen sah, war der Bildschirmschoner.
Eine Traube von Ballons, die, sich zu bizarren Blüten verformend, im dunklen, leeren Raum schwebte.
Doch vor dem Fenster, das ich rasch öffnete, war es schon hell.
Es regnete nicht mehr.
Wenn ich mich aus dem Fenster beugte, sah ich sogar ein Stück blauen Himmel.
Ich griff mir an die Stirn, hinter der ich nach wie vor einen gewissen Druck spürte.
Aber der war mir ja beinah schon vertraut.
Erhöhte Temperatur oder gar Fieber hatte ich anscheinend nicht.

Na komm schon, hätte die Großmutter gesagt, gehen wir an die Luft.
Ich ging ins Badezimmer, warf das verschwitzte Zeug ab, duschte.
Aus dem Koffer nahm ich die letzte saubere Wäsche.
Zieh dich rasch an, sagte die Großmutter, und dann nichts wie hinaus ins Freie.
Vom Hof aus konnte man um diese Tageszeit die Sonne nicht sehen, aber als ich auf die Straße trat, reflektierte die gelbgestrichene Fassade des gegenüberliegenden Hauses ein schönes, warmes Licht.
Es war kurz vor acht, Horden von Kindern strömten lärmend zur benachbarten Schule.
Fast beschwingt ging ich die etwas abschüssige Gasse hinunter.
In der Trafik verlangte ich einen Zehnerblock Straßenbahnfahrkarten, außerdem fiel mir ein, dass ich ein neues Notizbuch brauchte.

ich: zufällig gewählt?
yvonne: ganz zufällig.
ich: sollte das so sein?
yvonne: ich wollte nichts aussuchen.
ich: eine aufwachsituation also, kurz vor acht und horden von kindern.
yvonne: er wohnt also gleich neben der schule?
ich: das ist eine rückblende.
das stichwort ist vertraut.
der Druck hinter der Stirn ist ihm vertraut.
yvonne: so also geht’s flott in die vergangenheit, über körpergefühle.
ich: dass der Laptop so lang durchgehalten hat.
yvonne: du erfährst ja nicht, wie lang er geschlafen hat.
ich: ich denke, der schaltet doch nach kurzer zeit auf sparflamme.
dann siehst du doch nichts mehr von einem Bildschirmschoner.
auffällig ist dieses schöne bild.
yvonne: ja, dass sich Ballons in Blüten verformen, die im leeren Raum schweben.
ich: als wärs ein nachhall von einem traum.
yvonne: kurze sätze, fällt mir jetzt auf.
ich: recht nüchtern geschrieben, das heißt: schmucklos.
ich und das Fenster.
yvonne: ich schau gewöhnlich gleich beim Fenster raus, weil mich das wetter interessiert.
ich: ich möchte ja auch wissen, was ich anziehn soll., wenn ich vor die tür geh.
yvonne: er zieht sich aber nicht an, sondern bemerkt nur, dass es nicht mehr regnet.
ich: für mich wär das die erste frage, wenn ich weg muss: was muss ich noch mitnehmen, damit ich unterwegs nicht friere.
yvonne: man weiss im moment nicht, in welcher jahreszeit das passiert.
ich: es geht um einen inneren Druck.
yvonne: und schwupps, aus der introspektion mittels konjunktiv in die vergangenheit.
ich: wie alt ist der autor?
yvonne: um die 60.
ich: dann wär er 2 jahre nach kriegsende geboren.
sagen wir, die mutter hat ihn mit 20 gekriegt.
ihr geburtsjahr wär 1927.
yvonne: rechnen wir nochmals 20 für die grossmutter weg.
sie ist etwa 1907 geboren
ich: dann sind wir mittels der rückblende im jahr 1957 gelandet.
yvonne: nein, sind wir nicht, wir sind im „jetzt“.
der ich-erzähler ist verschwitzt und geht ins bad.
das ist die situation nach dem aufwachen.
wie alt ist er denn als heimkehrer?
ich: anscheinend beschreibt er das jahr, in dem henisch das buch geschrieben hat.
yvonne: also „jetzt“, sagen wir im jahr 2004 oder 2005.
ich: du bist dir also sicher, dass dieses ich das alter ego des autors ist?
yvonne: warum denn nicht?
er hat einen weiteren schritt weiter zurück in der familiengeschichte gemacht.
ich: allerdings hat er den vater hat vor seinem tod interviewen können, wie du gesagt hast.
die grossmutter hat er nicht herbeizaubern können.
yvonne: das ganze ist ja eine rekonstruktion aus den erinnerungen.
yvonne: rückkehr zur erinnerungsarbeit.
damit ihm die Großmutter wieder an den originalschauplätzen erscheint.
eine sehr kleine Frau als ansporn und hoffnung.
ich: achso, was die zeiten betrifft - da gehts ja satzweise hin und her.
yvonne: in einem film würde man ihn „jetzt“ sehen.
wie er sich duscht.
wie er aus dem fenster schaut.
wie er auf die strasse tritt.
und aus dem off hört man die stimme der Großmutter.
ich: ja, in dem fall muss man sie gar nicht sehen.
yvonne: sie spricht mit ihm aus der vergangenheit und gibt ihm anweisungen.
ich: sie beschützt ihn.
yvonne: in dieser szene sind ihre sätze aber recht banal.
ich: würde er nicht auch so weggehen, wenn er gerade in seiner heimatstadt aus amerika angekommen ist?
yvonne: der Koffer ist noch nicht ausgeräumt.
ich: sie beschützt und dirigiert ihn.
yvonne: er ist ja nicht gerade in einer wild entschlossenen situation.
ich: die abschüssige Straße - ist das nicht beinahe ein wink mit dem zaunpfahl?
yvonne: immerhin ist er ein strassenbahnfahrer.
ich: er wohnt allein.
er kehrt nicht zu jemanden zurück.
er hat hier keinen anschluss.
er kann sich auf die beine machen, bei blauem Himmel.
die Kinder der benachbarten Schule lärmen.
er kauft sich einen Zehnerblock.
er merkt, dass er ein Notizheft braucht.
es klingt so, als würde ein roman im roman beginnen.
yvonne: wir sind ja erst auf der seite 101.
ich: von wieviel seiten?
yvonne: mehr als 280.
ich: dann beginnt das zweite drittel doch recht hoffnungsvoll.
ich stelle mir jetzt komischerweise vor, dass ich – an seiner stelle – mit jeder strassenbahn bis zur endstelle fahren würde.
ich hab das schon einmal mit dem j-wagen gemacht.
es gibt doch diese hefte der verkehrbetriebe, wo auf der letzten seite immer eine andere strassenbahn- oder autobuslinie vorgestellt wird.
yvonne: voriges jahr ist ja die u1 verlängert worden. erinnerst du dich?
da bin ich bis zur neuen endstation gefahren.
ich: ich finde, dieser paul spielmann (er heisst doch so?) sollte die stadt von den rändern her erforschen.
yvonne: darum geht es ihm aber nicht.
er geht auf den spuren der Großmutter.
er sucht augenblicke und orte, die ihn an die Großmutter erinnern.
ich: ich bin auf jeden fall für harte schnitte.
für schwarzblenden, also unvorbereitete zeitsprünge.
für parallelhandlungen, auch parallelerscheinungen.
für das geordnete chaos.
für eine natürliche asynchronität.
yvonne: willst du seinen roman noch einmal schreiben?
ich: nein. aber ich weiss, was mich antörnt.
und natürlich auch, was mich anödet.
ich glaub, ich geb dir jetzt recht - schenk es weiter!

Freitag, 28. September 2007

exkurs nr. 2: eine sehr kleine frau (1)

schwach, sagte yvonne über eine sehr kleine frau, und sie meinte nicht sich, auch nicht mich, sondern die grossmutter, die hauptfigur in peter henischs letztem roman.
sie verglich ihn gleich mit der kleinen figur meines vaters.
da sei die vatererinnerung frisch gewesen.
inzwischen seien viele jahre vergangen.
sie wusste nicht, wann das buch erschienen war.
sie hatte es jedenfalls vor einem jahr gelesen.

sie fand, das heimkehrermotiv, verbunden mit einer rahmenhandlung, sei schon oft in ihrer lektüre vorgekommen.
diesmal ein heimkehrer aus amerika.

ich: wie heisst er?
sie war sich des namens nicht sicher, vielleicht paul.
paul spiegel?
spieler?
oder doch spielmann?
und diese klischees, sagte sie, sowohl über amerika als auch über seine vaterstadt.
er – seine hauptfigur, ein schriftsteller, auch literaturprofessor – suche da bekannte orte auf, orte, die man kennt, die reihe er aneinander.
ich: warum das?
er sei heimgekehrt, um sich hier einer operation zu unterziehen.
ich: aufgrund welcher krankheit?
das werde nicht klar, er soll verschiedene untersuchungen machen.
alles habe mit dem magen zu tun, vielleicht krebs.
schliesslich löse sich dieses motiv so auf, dass paul den ersten untersuchungstermin verschläft und darüber nicht unglücklich ist.

was sie sagte, klang nach frischer enttäuschung aufgrund falscher erwartungen.
konnte ich aus ihren äusserungen entnehmen, was sie sich erwartet hatte?
jedenfalls keine so durchscheinende, vielleicht sogar penetrante konstruktion.
konstruiert, das war ihr hauptvorwurf.
daraus resultiere nicht nur eine flache hauptfigur, sondern auch eine flache sehr kleine grossmutter.

ich: wie klein?
das könne sie nicht sagen.
ich: die kleinste frau, die ich kenne ist etwa 1,55.
yvonne: möglich! so gross wie helga oder charlotte.
ich: aber ich kenne keine helga und auch keine charlotte.
yvonne: also vielleicht 15 cm kleiner als ich.
ich: ah, du als maß für eine romanfigur?
yvonne: die grösse ist nicht so wichtig.
wichtig ist ihre rolle im leben dieses heimgekehrten schriftstellers.
sie hat in seinem kinderleben die elternrolle übernommen.
obwohl es ja eine sehr kleine frau heisst, was distanz und nicht eine so direkte verwandtschaft vermuten lässt.
also mutmassungen, sagte ich, annäherungen und mutmassungen.
wenn jemand über seine grossmutter in einem roman mutmasst, ist es nicht die grossmutter, sondern eine sehr kleine frau.
was ja auch versteckte bewunderung ausdrücken könne.

in diesem zusammenhang finde ich zwei dinge interessant:
1. dass yvonne zwei romane eines autors so scharf voneinander abgrenzen muss;
2. dass sie sich heftig dagegen wehrt, sich mit den meinungen anderer zum gleichen buch zu befassen.

ich schlug ihr vor, doch rezensionen zu lesen.
sie sagte, sie werde das buch auslesen und dann verschenken.
damit sei dieses kapitel für sie abgeschlossen.
ich: keine ahnung, ob ich mich dem anschliessen werde.
yvonne: es hat mich eben kalt gelassen.
ich: aber du könntest mir bei gelegenheit doch einige sätze daraus vorlesen.
es genügt schon ein kurzer absatz.
dann kann ich dir vielleicht noch ein paar fragen stellen.

(fortsetzung folgt)

Dienstag, 25. September 2007

sie lesen hier nichts von einem "Besuch bei Verwandten",

sondern vom Besuch einer Verwandten.
ich hatte gelegenheit, den Besuch der mutter yvonnes mitzuerleben.
das heisst an ihren vorbereitungen auf deren Besuch teilzuhaben.
in diesem sinn war ich sozusagen ihre probemutter.
ich teile allerdings keine eigenschaften mit ihrer leiblichen mutter.
die habe ich übrigens noch nie gesehn, nicht einmal auf einem foto.
aber ich kenne sie aus den lebhaften – und auch schmerzlichen – beschreibungen yvonnes.

in yvonnes wohnung gibt es keine Plüschsessel.
es gibt jedoch eine grüne sitzbank, mit roten und blauen polstern.
die ist mit wenigen handgriffen in ein schmales weiches bett zu verwandeln.
nicht dass der Besuch, also die mutter darauf läge.
nein, es ist yvonne, die dorthin verbannt wird, während ihre mutter ihr bett einnimmt, das immerhin 130 oder gar 140 cm breit ist.

bei yvonne wird auch nicht gekocht.
sie ernährt sich in der regel nur kalt, hauptsächlich von schokolade und süssigkeiten.
doch die mutter kocht sehr gut, nicht nur mehl-, sondern auch fleischspeisen.
alles muss – vor allem für den vater – fett sein: fettes fleisch, fette brote, fette torten und kuchen.
es geht vor allem um schweinsbraten, schnitzel, ab und zu wild.

ihr Rehbraten wäre nicht zäh wie Kaugummi, sondern würde ihnen sehr schmecken.
überhaupt würden sie nicht so schnell vom mittagstisch aufstehen, würden sie gelegenheit haben, von ihr zum essen eingeladen zu werden.
ihren Rehbraten versetzt sie mit sellerie, karotten, petersilwurzel, knoblauch, lauch, wacholderbeeren und würzt ihn mit nelken, einer zimstange, tomatenmark, cayennpfeffer und rotwein.
hinzukommen nicht Rotkohl und Klösse, sondern pfifferlinge und kartoffelpüree.

Eiscreme mit Erdbeeren und Schlagsahne – zum beispiel - wäre hingegen nichts für den vater.
die beiden frauen hingegen würden übereinstimmend sagen: wir können da überhaupt nicht mehr aufhören!

kochen ist sozusagen die leidenschaft der mutter yvonnes.
yvonne spricht schon im vorhinein davon, wie sie ihre mutter davon abhalten kann, in ihrer küche, die eigentlich keine ist, für sie zu kochen.
es sollte ja ein "erholungs- und unterhaltungsurlaub in der stadt" für sie sein.

yvonne spricht auch davon, dass sie – nach einem Besuch zuhause (und tatsächlich nur zu heiligen zeiten) – mit 2 kg mehr zurückkommt.
vor einem jahr hat sie nach einem einwöchigen weihnachtsaufhalt im vaterhaus aufgrund des drucks zum ständigen essen sogar 3 kg zugenommen.
sie hat 3 monate und eiserne essdisziplin gebraucht, um sich das wieder abzuhungern.

damit sie sich die dimensionen vorstellen können: bei ihr geht es immer um kleidergrösse 36, bei der mutter um mindestens 46.

wenn yvonnes mutter auf Besuch ist, will sie unterhalten und herumgeführt werden.
yvonne muss sich ihr von früh bis spät widmen.
sie kann nichts arbeiten, mit niemandem telefonieren.
damit würde sie ihre mutter zutiefst beleidigen.

sie hat von mir vorschläge für passende ausflugsziele erwartet.
dazu müssen sie wissen, dass yvonnes mutter schlecht auf den beinen ist.
viel kann man ihr also nicht zumuten.
am besten ist es, das verkehrsmittel bringt sie direkt ans ziel.

deshalb habe ich gestern mit yvonne das rosarium erkundet.
es liegt am stadtrand, neben den reservegärten, in denen sich auch ein kleines tropenhaus befindet.
das hat sofort yvonnes interesse geweckt.
es gibt dort sitzgelegenheiten, üppige tropenpflanzen und eine humide atmosphäre.
ausser einigen exotischen vögeln kann man auch japanische karpfen und kleine affen beobachten.
yvonne war sehr glücklich über diesen tipp.
der bus bleibt gleich vor dem haupteingang stehen.

es gibt noch einen viel jüngeren bruder, der ständig die freundinnen wechselt.
von diesem thema kann die mutter nicht genug kriegen.
um das neueste zu erfahren, bedarf es keiner spitzen Ohren.
denn einerseits ist die mutter froh darüber, dass ihr sohn mit seinen freundinnen immer wieder im haus übernachtet.
andererseits passt ihr nicht, dass sie notgedrungen zeugin seiner ausschweifungen und auch aggressionen wird.
ihm traut sie sich aber nichts zu sagen, weil sie seine abwendung fürchtet.

Wein ist für sie tabu.
Rauchen ist es auch.
sie war sowohl trinkerin als auch raucherin.
nein, sie predigt nicht Wasser und trinkt heimlich Wein.
seit mehr als fünf jahren ist sie clean.

Fotoalben gibt es keine bei yvonne, nur eine schachtel mit mädchenfotos.
ich kenne yvonne als jugendliche nur von einem einzigen foto, wo sie noch ohne brille auf einem silbernen rad fährt.
sie hat aber eine teure fotoausrüstung, die sie sich, wie sie sagt, in konkurrenz zu ihrem früheren freund gekauft hat.
doch ihre ambitionen auf diesem gebiet haben sie mit dem mann verlassen.
es gibt noch immer diese riesentasche mit den riesenobjektiven, die sie sogar manchmal mitnimmt, ohne ein einziges foto zu schießen.

nie würde yvonne jener Teufel reiten, der sie die Verwandten so ungeniert nach der häufigkeit ihres verkehrs fragen lässt.
sie ist nämlich davon überzeugt, dass das sexleben ihrer eltern schon vor mehr als 10 jahren beendet worden ist.
würde sie auch nur eine andeutung dazu in gegenwart ihrer mutter machen, würde diese in tränen ausbrechen, und sie müsste versuchen, sie zu trösten.
das wäre ihr mehr als sehr peinlich.

die mutter reist extra an und bleibt nicht nur zum Abendbrot, sondern ganze drei tage und nächte.
sie muss auch vom bahnhof abgeholt und auch dorthin wieder begleitet werden.

ich war mit yvonne vor einiger zeit auf dem grössten Friedhof der stadt.
auch dorthin fährt eine strassenbahnlinie und hält direkt vorm haupttor.
man muss nur einmal umsteigen.
dass sie diesen Friedhof mit ihrer mutter besucht, habe ich ihr wieder ausgeredet.
als ich ihr vorschlug, die mutter in einem hotel unterzubringen, damit sie weniger stress hat, begann sie zu lachen, bis ihr die tränen kamen.

liebe grüsse

MARIASPILUTTINI

Ein Besuch bei Verwandten ist so seltsam wie eine Expedition in die Antarktis...

http://mukono.twoday.net/stories/4267284/

Mittwoch, 19. September 2007

also ich dreh alles so, dass es "etwas hermacht"!

drehen ist ja das passende wort in diesem zusammenhang: wer sich dreht, sieht die dinge von hinten, von unten usw.
der andere blickwinkel macht die geschichte.
und – es dreht sich ja auch, und zwar alles.
ja, auch das: alles dreht sich um mich, und in ihrem fall: um sie!
warum auch nicht?

und wenn sie schon inszenieren schreiben - beschränkt sich das jetzt nur auf das bloggen?
oder ist bloggen eigentlich das ganze leben – zur Freude anderer?

einwand: wenn ich an die Freude anderer denke, wo bleibt meine eigene?
kommt die nicht zuerst, dann die anderer?
wenn ich jedoch an meine eigene Freude denke, was empfinde ich dabei?
ich empfinde Freude, weil sie diesen text geschrieben haben.
Freude auch wegen vieler anderer beiträge in ihrem blog.

ich hab ja – was leider sonst niemand tut – zurückgeschaut.
ja, ich war am anfang, das ist ja die wahre entdeckung – wie jemand beginnt.
zum beispiel am 20. november 2005, vor beinahe zwei jahren, etwa 700 tagen.
mit Freude lese ich:
Dass ich dich noch weiss, das geht nicht vorbei.
Das ist immer noch so.
Du kannst auch in zehn Jahren klingeln und ich werde sagen: Ich bin da, du bist zu Hause.


klingt das nach etwas-hermachen?
nach Penisverlängerung?
ich schreibe das jetzt extra so da hin, weil es mir nicht einfallen würde, an eine solche zu denken!
was sollte die denn hin an meinem real existierenden weibskörper?
was würde die denn an dem ihren anrichten?
mir eine solche aus Text zu bauen – welch eine erstaunliche idee!
dient die nun nur dazu, um – q.e.d. – etwas herzumachen?

interessanter widerspruch: dass die – die andern, die nicht sie sind, einige jedenfalls – einerseits so schreiben, wie sie manchmal gerne wären.!
sich selbst so beschreiben, wie sie…?
situationen beschreiben, in denen sie…?
über menschen schreiben, die sie selbst…?

andererseits dient das schreiben – sehr gut! – der Selektion als Kanalisierung der Facetten.
womit gemeint zu sein scheint, dass jeder sich jeden tag ein ich zusammenbauen muss, und das dieses ich viele Facetten hat, die nicht zugleich zum vorschein kommen können.

die frage wäre, welche ihrer Facetten in diesem beitrag zum vorschein kommt!
welche Kunstfigur sie im auge hatten, als sie ihre selbstzensur anscheinend ein wenig lockerten und das coolfinden und scheissefinden auch für sich selbst als massstab zu akzeptieren scheinen.

nein, doch nicht.
es gibt jetzt noch die gnadenlosen zwanghaften naturalisten, die jeden furz, jedes alpträumlein, jeden schiefen blick, jeden anschein einer verfolgungsidee usw. berichten müssen und dabei mit dem begriff wahrheit bedeutsam herumfummeln.

ich bin für die beschneidung: die wahrheit zu lügen; oder die lüge zu bewahren!
dabei geht es selbstverständlich um den standpunkt, der nur durch ständige fluchten zu ändern wäre.
doch verändern des realen aufenthaltsorts ändert im grunde gar nichts.

aber sie, die bloggerin liz, und ich, die bloggerin maria – wir leben doch nur in diesem augenblick, indem wir einander über diese schriftzeichen, über diesen Text begegnen wirklich!
unsere zeichen als vermittler von wahrnehmungsmöglichkeit.
nie würde ich sie in der realität treffen, mit ziemlicher wahrscheinlichkeit.
sie mich ebensowenig.

und - nie würden mir das, was sie geschrieben haben, im augenblick des einanderwahrnehmens mitteilen können.
ok – ein stummer blick, ein lächeln, wahrscheinlich ein aneinandervorbeihuschen.

hier aber sind sie genauso schamlos wie ich, unter der decke unsteuerbaren selbstzensur.
ich finde es schön, dass ich nicht erfahren werde, wo ihre scham beginnt, ausser über ihren Text.
die gunst der stunde ist auch eine der kunst des verschweigens.
verschwiegenheiten zwischen den zeilen, ausgesparte geständnisse – das Gefühl, das da mitschwingt, da sind wir uns einig.

auch insofern vielleicht, als das schreiben der selbstformung dient, eine kontur formt, die unter den unaufhaltsamen übereinanderlagerungen des lebens untergehen würde.

interessant finde ich ihre meinung, sie würden anhand meiner Satzzeichen erkennen können, wo sich mein Gesicht in Falten legt.
und - sehr dankbar wäre ich, wenn sie mir schreiben könnten, was ich verheimlichen will.
sie hätten die nötige distanz, die ich nicht habe.

liebe grüsse

MARIASPILUTTINI


geheimnisse erzählen, ohne welche zu haben...

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